Wenn es um Gesundheit geht, rücken natürliche Wirkstoffe immer stärker in den Fokus. Einer der Stars in diesem Bereich ist Quercetin – ein sekundärer Pflanzenstoff aus der Familie der Flavonoide, der in vielen Lebensmitteln steckt. Zwiebeln, Äpfel, Beeren oder Kapern: All diese Köstlichkeiten enthalten reichlich Quercetin, und schon ein Gläschen Rotwein oder eine Tasse Tee liefern eine kleine Portion dieses Power-Stoffs.
Entdeckt wurde Quercetin bereits 1857 von den deutschen Chemikern Heinrich Hlasiwetz und Albert Pfau. Sie isolierten das gelbliche Pulver aus der Rinde von Eichenbäumen – im Lateinischen „Quercus“ genannt. So kam der Stoff zu seinem Namen. Was anfangs nur als pflanzlicher Farbstoff galt, entwickelte sich später zu einem Forschungsliebling – vor allem wegen seiner beeindruckenden antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften.
Die Wiederentdeckung eines Wunders
In den 1950er- und 1960er-Jahren machten Wissenschaftler eine bahnbrechende Entdeckung: Quercetin ist nicht bloß Farbstoff, sondern ein mächtiger Radikalfänger. Seitdem reißen die Studien über seine gesundheitlichen Vorzüge nicht ab. Moderne Forschung konzentriert sich heute auf seine neuroprotektive, antivirale und immunstärkende Wirkung. Besonders während der COVID-19-Pandemie stand Quercetin wieder im Rampenlicht.
Die antioxidative Wirkung von Quercetin
Oxidativer Stress ist ein Begriff, der in der Medizin immer wieder auftaucht. Er entsteht, wenn freie Radikale – hochreaktive Sauerstoff- oder Stickstoffmoleküle – im Übermaß im Körper vorhanden sind und das Gleichgewicht der Zellen stören. Diese freien Radikale greifen Zellmembranen, Proteine, Mitochondrien und die DNA an und führen zu Zellschäden und Entzündungen. Auf lange Sicht tragen sie zur Entwicklung zahlreicher chronischer Erkrankungen bei, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson.
Hier kommt Quercetin ins Spiel. Es gehört zu den wirksamsten Flavonoiden mit ausgeprägter antioxidativer Wirkung. Es agiert auf zweifache Weise: Einerseits wirkt es direkt als Radikalfänger, indem es freie Radikale neutralisiert, bevor sie Schaden anrichten. Andererseits besitzt es eine indirekte antioxidative Wirkung, indem es die zelleigenen Abwehrsysteme aktiviert. Dazu gehört die Steigerung der Produktion von Glutathion, einem der wichtigsten körpereigenen Antioxidantien.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2016 zeigte, dass die Verabreichung von Quercetin bei Ratten mit oxidativem Stress den Glutathion-Spiegel in der Leber und im Gehirn signifikant erhöhte. Gleichzeitig sanken die Marker für oxidative Schäden. Dieser Effekt ist von großer Bedeutung, denn ein niedriger Glutathion-Spiegel wird mit vielen chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Quercetin fördert die Regeneration von Glutathion, indem es Enzyme wie die Glutathion-Reduktase aktiviert, die die Umwandlung von oxidiertem Glutathion (GSSG) zurück in seine aktive Form (GSH) unterstützt.
Glutathion ist entscheidend für die Entgiftung des Körpers, den Schutz der Mitochondrien und die Reparatur von oxidativ geschädigter DNA. Ein erhöhter Glutathion-Spiegel kann vor Zellalterung und chronischen Krankheiten schützen. Darüber hinaus reduziert Quercetin die sogenannte Lipidperoxidation – einen Prozess, bei dem freie Radikale Fette in Zellmembranen oxidieren und so Zellschäden verursachen. Lipidperoxidation ist ein Schlüsselfaktor bei der Entwicklung von Atherosklerose, Lebererkrankungen und neurodegenerativen Krankheiten. In einer klinischen Studie aus dem Jahr 2019 führte die tägliche Einnahme von 1000 mg Quercetin über acht Wochen zu einer signifikanten Senkung der Konzentration von Malondialdehyd (MDA), einem Marker für Lipidperoxidation. Gleichzeitig verbesserten sich die Entzündungsmarker bei den Patienten mit metabolischem Syndrom.
Studien:
Quercetin schützt vor chronischen Erkrankungen
Oxidativer Stress und chronische Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und neurodegenerativen Erkrankungen. Studien zeigen, dass Quercetin einen schützenden Effekt auf das Endothel, die innere Schicht der Blutgefäße, hat und die Oxidation von LDL-Cholesterin verhindert. Die Oxidation von LDL-Cholesterin ist ein wichtiger Schritt in der Bildung von Plaques in den Arterien, die letztlich zu Atherosklerose führen können. Eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Quercetin den oxidativen Stress bei Patienten mit Bluthochdruck reduzierte und gleichzeitig den Blutdruck signifikant senkte. Es hemmt die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die für Gefäßschäden verantwortlich sind, und unterstützt die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO), das die Gefäße erweitert und entspannt.
Auch bei Diabetes hat Quercetin einen wichtigen Einfluss. Oxidativer Stress schädigt die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, verschlechtert die Insulinresistenz und fördert die Bildung von fortgeschrittenen Glykationsendprodukten (AGEs), die für viele Komplikationen bei Diabetes verantwortlich sind. Quercetin reduziert die oxidativen Schäden im Pankreas, verbessert die Insulinempfindlichkeit und hemmt die Bildung von AGEs. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass Quercetin-Supplementierung die oxidativen Marker senkte und den Glukosestoffwechsel bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verbesserte.
Besonders beeindruckend ist die neuroprotektive Wirkung von Quercetin. Das Gehirn ist aufgrund seines hohen Sauerstoffverbrauchs besonders anfällig für oxidativen Stress. Dies fördert die Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Quercetin schützt die Nervenzellen, reduziert neuroinflammatorische Prozesse und verhindert die Bildung von Beta-Amyloid-Plaques, die bei Alzheimer charakteristisch sind. Eine 2021 veröffentlichte Studie an Mäusen mit Alzheimer zeigte, dass Quercetin zu einer signifikanten Verbesserung der Gedächtnisleistung führte und die Plaquebildung im Gehirn reduzierte.
Studien:
- Effect of Quercetin Supplementation on Blood Pressure and Oxidative Stress in Hypertensive Patients (2020): Quercetin senkte signifikant den Blutdruck und reduzierte oxidative Marker.
- Quercetin Improves Insulin Sensitivity and Reduces Oxidative Stress in Patients with Type 2 Diabetes (2017): Die Studie zeigte eine Verbesserung des Glukosestoffwechsels und eine Reduktion oxidativer Schäden.
- Neuroprotective Effects of Quercetin in Alzheimer’s Disease Mouse Model (2021): Quercetin verbesserte die Gedächtnisleistung und reduzierte Beta-Amyloid-Plaques.
Entzündungshemmende Eigenschaften von Quercetin
Entzündungen sind eine natürliche Reaktion des Körpers auf Verletzungen oder Infektionen. Chronische Entzündungen hingegen stehen in Zusammenhang mit vielen Erkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Arthritis, Autoimmunerkrankungen und Krebs. Quercetin wirkt entzündungshemmend, indem es mehrere Mechanismen beeinflusst. Es hemmt die Aktivierung von NF-κB, einem zentralen Regulator der Entzündungsreaktion, und reduziert die Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine wie TNF-α, IL-6 und IL-1β. Zudem hemmt es das Enzym COX-2, das für die Bildung von Prostaglandinen verantwortlich ist – entzündungsfördernde Moleküle, die Schmerzen und Fieber verursachen.
Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020, die sieben randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 587 Teilnehmern untersuchte, zeigte, dass die tägliche Einnahme von 500 bis 1000 mg Quercetin die CRP-Werte signifikant senken konnte, insbesondere bei Personen mit metabolischem Syndrom. Auch bei rheumatoider Arthritis (RA) zeigte sich Quercetin als wirkungsvoll. Eine klinische Studie mit 50 Frauen mit RA ergab, dass die Einnahme von 500 mg Quercetin über acht Wochen die Morgensteifigkeit, die Gelenkschmerzen und die Entzündungsmarker deutlich reduzierte.
Studien:
- The Anti-Inflammatory Effects of Quercetin: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials (2020):Die tägliche Einnahme von 500 bis 1000 mg Quercetin senkte signifikant die CRP-Werte bei Personen mit metabolischem Syndrom.
- Quercetin Reduces Joint Pain and Morning Stiffness in Women with Rheumatoid Arthritis (2019): Eine 8-wöchige Einnahme von 500 mg Quercetin reduzierte Gelenkschmerzen und entzündliche Marker bei Frauen mit rheumatoider Arthritis.
- Quercetin and Chronic Inflammation: Mechanistic Insights and Clinical Evidence (2020): Quercetin hemmt NF-κB und COX-2, wodurch die Produktion entzündungsfördernder Moleküle wie TNF-α und IL-6 verringert wird.
Unterstützung des Immunsystems und antivirale Wirkung
Quercetin ist bekannt für seine immunmodulierenden Eigenschaften. Es fördert eine ausgewogene Immunantwort und schützt die Immunzellen vor oxidativem Stress. Besonders hervorzuheben ist seine antivirale Wirkung. Studien zeigen, dass Quercetin die Vermehrung von Grippeviren, Rhinoviren (Erkältungsviren), Adenoviren und sogar Coronaviren hemmen kann. Während der COVID-19-Pandemie wurden die antiviralen Eigenschaften von Quercetin intensiv untersucht. In einer italienischen Pilotstudie mit 152 COVID-19-Patienten zeigte sich, dass die tägliche Einnahme von 1000 mg Quercetin die Dauer der Krankheit und das Risiko eines schweren Verlaufs verringerte.
Auch bei häufigen Atemwegsinfekten wie Erkältungen zeigte sich Quercetin als hilfreich. Eine Studie aus dem Jahr 2011 an Ausdauersportlern zeigte, dass die Einnahme von 1000 mg Quercetin täglich über zwei Wochen die Häufigkeit von Infekten der oberen Atemwege um über 30 % senkte.
- Quercetin as an Adjunct Therapy in COVID-19 Treatment: Results from an Italian Pilot Study (2021): Die tägliche Einnahme von 1000 mg Quercetin verkürzte die Dauer von COVID-19 und reduzierte das Risiko eines schweren Verlaufs.
- Effect of Quercetin Supplementation on Upper Respiratory Tract Infections in Endurance Athletes (2011):Die Einnahme von 1000 mg Quercetin täglich über zwei Wochen reduzierte die Häufigkeit von Atemwegsinfekten um über 30 %.
- Antiviral Properties of Quercetin Against Common Respiratory Viruses (2020): Quercetin zeigte eine hemmende Wirkung auf die Vermehrung von Grippe-, Rhino-, Adeno- und Coronaviren.
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